Aktionstag Suchtberatung 2025: „Sucht geht uns alle an, Hilfe auch!“

Mit dem 6. bundesweiten Aktionstag Suchtberatung am 13. November macht die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) auf aktuelle Herausforderungen in der Suchthilfe aufmerksam.

Die DHS fordert, Suchtberatung als kommunale Pflichtleistung endlich gesetzlich zu verankern.

Denn: Abhängigkeit ist kein Randthema, sondern betrifft die ganze Gesellschaft. Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Abhängigkeitserkrankung – quer durch alle Altersgruppen und Schichten. Wo Hilfen aufgrund von Mittelkürzungen zurückgefahren werden, drohen Betroffene durchs Raster zu fallen. „Die lokalen Problematiken nehmen zu und der Beratungsbedarf vor Ort wird zunehmend komplexer. In vielen Großstädten ist der Crack-Konsum deutlich wahrnehmbar – ebenso wie die Notlagen der betroffenen Menschen, die dringend Unterstützung und Perspektiven brauchen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Insbesondere legale Drogen wie Alkohol verursachen große soziale Probleme und hohe volkswirtschaftliche Kosten – nur ist das nicht auf den ersten Blick sichtbar. In einer solchen Lage die Leistungen für Suchtberatung weiter zu kürzen oder gar komplett zu streichen, ist der völlig falsche Weg. Wenn Hilfen wegfallen, betrifft das uns alle“, sagt Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Suchtberatung ist ein Dreh- und Angelpunkt: Die rund 1.400 Suchtberatungsstellen in Deutschland bieten kostenlos, und auf Wunsch auch anonym, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Suchtproblemen an. Sie bilden Brücken in die Behandlung von Suchterkrankungen und leisten wertvolle Präventionsarbeit. Weil sucht- und drogenbezogene Problemlagen sich vielerorts zuspitzen, ist Suchtberatung besonders wichtig. Ohne Beratung, Begleitung und Weitervermittlung bleiben Menschen mit Suchtproblemen oft sich selbst überlassen. Während in Städten zumindest punktuell Angebote vorhanden sind, fehlt es auf dem Land häufig an erreichbaren Beratungsstellen – die Wege sind zu weit, und der niedrigschwellige Zugang zu Hilfe bleibt vielen verwehrt. Auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgekosten für die Gesellschaft steigen.

Wer jetzt an Mitteln für Suchtberatung spart, nimmt eine Verschärfung der Drogenproblematik in Deutschland in Kauf und riskiert Menschenleben. Wir brauchen diese leicht zugänglichen Angebote mehr denn je, um der bekannten Unterversorgung von Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörigen entgegenzuwirken und eine weitere Eskalation der Lage zu verhindern“, so DHS Geschäftsführerin Christina Rummel

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Prof. Hendrik Streeck weiß um die engagierte Arbeit der Sucht- und Drogenhilfe in Deutschland: „Als Arzt sehe ich täglich, was Sucht bedeutet – für Betroffene, Angehörige und die Gesellschaft. Und als Wissenschaftler weiß ich, wie entscheidend frühe Hilfe und verlässliche Strukturen sind. Wir haben in Deutschland eine Suchthilfelandschaft, die einzigartig ist und auf die wir stolz sein können.

Suchtberatung ist kein Zusatzangebot, sondern oft der erste Moment, in dem Menschen wieder Hoffnung schöpfen. Gerade jetzt wäre es kurzsichtig, diese Hilfe zu schwächen – in einer Zeit, in der sich Problemlagen zuspitzen und komplexer werden: Crack ist in unseren Städten angekommen, die Zahl der Drogentoten unter 30 ist um 14 Prozent gestiegen, hochpotente synthetische Opioide und neue Vertriebswege – bis hin zu QR-Codes an Laternenmasten – verändern den Markt rasant. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Beratungsstellen leisten tagtäglich Enormes. Sie halten Menschen fest, bevor sie fallen – und wenn sie doch fallen, werden sie nicht aufgegeben. Das ist gelebte Menschlichkeit und professionelle Gesundheitsversorgung zugleich. Suchtberatung rettet Leben. Sie verhindert Eskalation, entlastet Familien und Kommunen und stabilisiert das öffentliche Gesundheitswesen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass sie niedrigschwellig bleibt, finanziell abgesichert wird und für alle erreichbar ist – analog und digital.“

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. 12.11.2025