Ausgabe 2/2015

Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,
 

die Kliniken unseres Verbandes können auch im Jahr 2015 eine sehr gute Auslastung verzeichnen. Zu einem großen Teil verdanken sie diese auch der guten Kooperation mit den Suchtberatungsstellen – nicht nur des eigenen Verbandes, sondern vieler ambulanter Facheinrichtungen.
 
Für den AGJ-Fachverbandes ist die Rehabilitation, die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und Teilhabemöglichkeiten von suchtkranken Menschen, ein zentraler Angebotsteil - sowohl für die Rehakliniken als auch für die ambulanten Beratungsstellen. Im kommenden Jahr wird die Deutsche Rentenversicherung Veränderungen bei der Rehabilitation und Nachsorge umsetzen, die Auswir-kungen auf die Leistungserbringung in den ambulanten und stationären Ein-
richtungen haben werden.
 
Neben der Neuregelung der Nachsorge werden zwei neue Behandlungsmodule eingeführt, die eine noch engere Kooperation zwischen Kliniken und Bera- tungstellen erfordern. Zum einem der so genannte „Wechsel in die ambulante Entlassform“, d. h. die vorzeitige Beendigung und anschließende ambulante Weiterführung der stationären Therapie. Darüber hinaus ist es jetzt auch möglich, bei fortbestehendem Behandlungsbedarf nach regulärem Abschluss der statio-
nären Therapie einen “Wechsel in die ambulante Behandlungsform“ einzuleiten. Diese beiden neuen Angebotsformen müssen von der behandelnden stationären Einrichtung beantragt werden - damit das funktioniert, ist eine intensive kon-
zeptionelle und organisatorische Zusammenarbeit zwischen Rehakliniken und Beratungsstellen erforderlich. Die Kooperation unserer ambulanten und statio-
nären Einrichtungen hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt, so dass wir zuversichtlich sind, die neuen Angebote gut entwickeln zu können.
 

Hans Joachim Abstein
Referatsleiter Suchthilfe

Inhaltsverzeichnis

Neuerungen im Konzept

Die Rehaklinik Lindenhof ist stets bemüht, sich den Anforderungen der veränderten Aufgaben der Suchthilfe zu stellen. Demzufolge dürfen wir Sie auf drei Neuerungen in unserem Konzept hinweisen:

➢ Behandlung der Komorbidität Pathologisches Glücksspiel
➢ Substitutionsgestützte Rehabilitation für Frauen, insbesondere schwangere Frauen(bisher war es uns ausschließlich möglich, Schwangere zu substituieren)
➢ Suchtrehabilitation für Paare in Kooperation mit der Rehaklinik St. Landelin in Herbolzheim oder dem Therapiezentrum Brückle in Buggingen (bisher gab es ausschließlich das Paartherapiekonzept mit dem Therapiezentrum Brückle)

Die konzeptionellen Details finden Sie unter: www.rehaklinik-lindenhof.de

Das nächste Lindenhof-Forum findet am 23.02.2016 zum Thema „FrauSuchtSelbstwert“ statt.

Referentin wird Priv. Doz. Dr. Friederike Potreck-Rose sein. Darüber hinaus ist ein Themen-Parcours geplant, bei dem Sie zum einen die therapeutische Arbeit unserer Mitarbeiterinnen zum Thema Selbstwert hautnah kennenlernen können. Wir wünschen uns darüber hinaus aber auch die Begegnung mit Patientinnen zu gegenseitigem Austausch und professionellem Erkenntnisgewinn. Geplant sind Workshops wie Eskrima-Stockkampfkunst, Konzentrative Bewegungstherapie (KBT), Body-Percussion, Theaterpädagogik, Panoramatechniken in der Kunsttherapie, Soziales Kompetenztraining. Am Beispiel einer ehemaligen Patientin wollen wir mit einer kleinen Ausstellung aufzeigen, dass Kreativität ein wichtiger Baustein im Aufbau des Selbstwertes sein kann.

Die Einladung mit Flyer und inhaltlichen Details zur Tagung wird Sie zu Beginn des neuen Jahres erreichen. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich für diese Veranstal-
tung interessieren und sich den Termin vormerken.

Website

Die ansprechende Gestaltung unserer Website ist uns ein großes Anliegen, vor allem, weil unsere Patientinnen immer wieder berichten, dass diese ein erster nieder-schwelliger Zugangsweg ist, um mit uns Kontakt aufzunehmen. Zudem erreichen über diesen Weg häufig Anfragen von Kooperationspartnern zu speziellen Themen aus dem Bereich Behandlung von Mutter und Kind.

Nach eingehender Recherche können wir Ihnen zwei von uns ausgearbeitete Adresslisten empfehlen, die sie auf unserer Website unter www.rehaklinik-lindenhof.de/infos/infomaterial.html finden. Eine Vollständigkeit können wir nur bedingt garantieren, freuen uns jedoch über Anmerkungen und Anregungen über Einrichtungen, die hier ggf. noch nicht aufgelistet sind.

➢ Bundesweite Entgiftungseinrichtungen für Mutter/Eltern/Kind (zu finden unter „Entgiftung Mutter/Eltern-Kind“)
➢ Bundesweite Einrichtungen zum Mutter/Eltern/Kind-Wohnen für Suchtkranke (zu finden unter „Mutter/Eltern-Kind-Wohnen für Suchtkranke“) 

Kunst im Lindenhof

Für das erste Halbjahr 2015 konnten wir die Staufener Malerin Gerlinde Dettling mit ihren Acrylbildern gewinnen. Im zweiten Halbjahr 2015 stellte die Freiburger Künstlerin Brigitta Kleiser Fotografien mit dem Motto „Naturimpressionen“ aus. Alle Ausstell-
ungen trafen auf reges Interesse bei Patientinnen so wie Mitarbeitern/-innen.
Das Ende des Jahres klingt mit einer Vernissage zu Bildern von Teresa Erhart aus, die bereits mehrfach mit ihren Werken in unserer Klinik zu sehen war. Teresa Erhart lebt und arbeitet seit 1990 in Berg am Starnberger See als freischaffende Bildhauerin, Grafikerin und  Kunstgießerin.

Fernsehdokumentation „Auf Entzug – Zurück ins Leben“

Am Mittwoch, den 11. November, startete um 22.15 die vierteilige Staffel „Auf Entzug – Zurück ins Leben“ auf RTL II. Mit der Zuschauerquote zeigte sich der Sender sehr zufrieden.

Drei Frauen, die im ersten Halbjahr 2014 im Lindenhof ihre Therapie gemeistert hatten, zeigten den Mut, sich zu ihrer Geschichte und ihren Höhen und Tiefen während der Therapie zu äußern. Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für die Offenheit und Ehrlichkeit bei unseren ehemaligen Patientinnen.

Annette Erhart
Therapeutische Leiterin der Rehaklinik Lindenhof

Selbsthilfegruppen in der Rehaklinik Freiolsheim

Ehemaligen Drogenabhängigen die Notwendigkeit eines Besuchs von Selbsthilfe-gruppen zur Stabilisierung der Abstinenz nach der Therapie nahezubringen, ist ein schwieriges Unterfangen. Alle Selbsthilfegruppen beklagen, wie schwer es in der heutigen Zeit ist, junge ehemals suchtmittelabhängige Menschen für eine regelmäßige Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe zu gewinnen. Diese Erfahrung mussten auch wir über viele Jahre machen. Obwohl das Thema in der Einzel- und Gruppentherapie stets thematisiert wird und obwohl nahezu jeder zweite vor seiner regulären Entlassung ankündigt, sich zukünftig einer Selbsthilfegruppe anschließen zu wollen, sprechen die Fakten diesbezüglich eine andere Sprache.
 
Vor Jahren haben wir deshalb in unserem Integrationszentrum Lahr und in unserer Tagesklinik Karlsruhe-Durlach begonnen, geleitete Selbsthilfegruppen aufzubauen. Mitarbeiter/-innen unserer Einrichtungen nehmen regelmäßig an den Selbsthilfegruppen teil, unterstützen die Organisation bei gemeinsamen Unter-
nehmungen oder begleiten einzelne Selbsthilfegruppen-Teilnehmer/-innen in persönlichen Krisensituationen. Auf diesem Wege ist es uns gelungen, sowohl in Lahr als auch in Karlsruhe zwei stabile, lebendige Selbsthilfegruppen aufzubauen.
 
In der Stammeinrichtung in Freiolsheim haben wir im Rahmen der Sucht-informationsgruppen immer wieder die Erfahrung gemacht, dass unsere Patient/-innen einerseits sehr schlecht über die Arbeit von Selbsthilfegruppen informiert sind, und andererseits abstruse Vorstellungen über die Arbeit und die Werthaltung von Selbsthilfegruppen bestehen. Bis Anfang des Jahres 2015 gab es zwar regelmäßige Besuche und Vorstellungen, bspw. der NA, Karlsruhe, aus der teilweise auch lebendige Verbindungen entstanden sind, aber ein systematisches Kennenlernen von Selbsthilfe fand letztlich nicht statt. Wir haben uns deshalb entschlossen, Ende 2014 vier Selbsthilfegruppen einzuladen und mit diesen gemeinsam ein Konzept zum Kennenlernen von Selbsthilfe zu entwickeln. Alle vier angesprochenen Selbsthilfegruppen haben sich dazu bereiterklärt und sowohl das entstandene Konzept, als auch die Ergebnisse können sich sehen lassen.
 

Das Angebot

Auf einer neu geschaffenen Litfasssäule stellen alle vier teilnehmenden Selbst-hilfegruppen ihr Angebot vor und präsentieren Veranstaltungshinweise sowie ihre Termine, zu denen sie die Klinik besuchen. Von unserer Seite werden alle Patient/-innen verpflichtet, während ihres Rehabilitationsaufenthaltes an mindestens drei dieser Informationsabende der Selbsthilfegruppe teilzunehmen. Diese werden dokumentiert und im Therapieprozess reflektiert.
 
Folgende vier Selbsthilfegruppen besuchen regelmäßig die Rehaklinik Freiolsheim:
 
- Kompassgruppe, Gaggenau
- Kreuzbundgruppe, Karlsruhe
- LOS-Gruppe Murgtal, Gaggenau
- NA-Gruppe, Karlsruhe
 
Alle Gruppen kommen zwischen 4- und 8-mal in unsere Einrichtung, so dass alle Patient/-innen regelmäßig die Möglichkeit haben, die unterschiedlichen Angebote kennenzulernen. Aktuelle Patient/-innen, die über dieses Kennenlernen hinaus Interesse haben, eine einzelne Gruppe regelmäßig zu besuchen, erhalten die Möglichkeit dazu.
 
Eine erste Bilanz nach einem Jahr fällt ausgesprochen positiv aus. Obwohl die Patient/-innen "verpflichtet" sind, die Selbsthilfegruppen kennenzulernen, werden die Treffen immer wieder als sehr interessant, informativ und teilweise auch sehr intensiv geschildert. Es gibt etliche Patient/-innen, die über ihre Pflichtteilnahme hinaus mehrfach an den Treffen teilnehmen, einige besuchen die Selbsthilfegruppen auch vor Ort.
 

Im Namen der Klinikleitung möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei den enga-
gierten Mitgliedern der vier Selbsthilfegruppen bedanken und freue mich, dass wir mit ihnen nach dem erfolgreichen Jahr auch für 2016 schon alle neuen Termine fest-
schreiben konnten.

Wolfgang Indlekofer
Therapeutischer Leiter der Rehaklinik Freiolsheim

Qualitätsberichte 2015, zweites Halbjahr

Im zweiten Halbjahr 2015 erreichten uns zwei Berichte der Abteilung Reha-Qualitäts-sicherung der Deutschen Rentenversicherung (DRV): Der Bericht bezüglich sozio-demographischer und krankheitsbezogener Daten unserer ehemaligen Rehabilitan-
den („Rehabilitandenstruktur – Bericht 2015“) und der Bericht bezüglich des Erwerbslebens unserer ehemaligen Rehabilitanden („Sozialmedizinischer Verlauf 2 Jahre nach Reha – Bericht 2015“).

Rehabilitandenstruktur – Bericht 2015

Hervorzuheben bleiben – wie schon im Vorjahr – die überdurchschnittlich häufige Empfehlung ambulanter Nachsorge (bei 75% unserer Rehabilitanden gegenüber 45% in der Vergleichsgruppe) und die tatsächliche Leistungserhaltung (bei 24% unserer Rehabilitanden gegenüber 11% in der Vergleichsgruppe). Das bedeutet, dass Rehabilitanden unserer Klinik den Behandlungserfolg deutlich häufiger durch eine ambulante Nachsorge absichern, was angesichts des evidenten Nutzens ambulanter Nachsorge für Abstinenz und Erwerbstätigkeit aus suchttherapeutischer und sozial-medizinischer Sicht zweifelsohne wünschenswert ist.

Auch weitere Leistungen im Anschluss an die Reha wurden von unserer Klinik überdurchschnittlich häufig für die Versicherten beantragt: So wurde von unserer medizinischen Abteilung für 17% unserer Rehabilitanden eine stufenweise Wiedereingliederung nach SGB IX vorgeschlagen und entsprechend genehmigt (gegenüber 8% in der Vergleichsgruppe).

Anträge auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) wurden für 13% unserer Rehabilitanden zur Prüfung vorgeschlagen und zu 8% gestellt (gegenüber 8% vorgeschlagenen und 6% gestellten Anträgen in der Vergleichsgruppe).

Hervorzuheben ist weiterhin der hohe Anteil regulärer Entlassungen von 76% in St. Landelin gegenüber 65% in der Vergleichsgruppe. Weiterhin wird auch der geringe Anteil von Behandlungsabbrüchen abgebildet: 7% in St. Landelin gegenüber 15% in der Vergleichsgruppe. Ebenso ist der Anteil disziplinarischer Entlassungen mit 3% in unserer Klinik, verglichen mit den 6% in der Vergleichsgruppe, auffallend nie-
drig.

Die Prozentwerte bilden in der Summe eine deutlich höhere Haltequote unserer Klinik im Vergleich zu anderen Kliniken ab. Dies lässt Rückschlüsse auf eine hohe Qualität der rehabilitativen Arbeit sowie auf eine hohe Akzeptanz und Compliance seitens der Rehabilitanden gegenüber der Behandlungskonzeption unserer Klinik.

Sozialmedizinischer Verlauf 2 Jahre nach Reha – Bericht 2015

Bezüglich des 2-Jahres-Verlaufes nach Reha wird – wie bereits im Vorjahr – die Quote lückenloser Rentenversicherungsbeiträge bei Rehabilitanden unserer Klinik mit 71% deutlich höher als in der QS-Vergleichsgruppe (60%) bei höherem Lebensalter (46,1 Jahre gegenüber 41,0 Jahren) angegeben.

Wir freuen uns über diese sehr guten Ergebnisse der Qualitätsberichte der Deut-
schen Rentenversicherung und geben diese Ergebnisse gerne zur Information an unsere Zuweiser und Kooperationspartner weiter.

Acht Wochen stationäre Phase der Kombi-Behandlung in St. Landelin ab sofort möglich

Durch das neue Rahmenkonzept „Kombi-Behandlung“ der deutschen Rentenver-sicherung wurden die Bewilligungsdauern für die Kombinationsbehandlungen bundesweit vereinheitlicht. Die Rehaklinik St. Landelin hat ihr Rehabilitationskonzept entsprechend angepasst und bietet nunmehr die stationäre Phase der Kombi-Behandlung im Regelfall für acht Wochen an (bisher sechs Wochen).

Arno Frank
Therapeutischer Leiter der Rehaklinik St. Landelin

AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation
in der Erzdiözese Freiburg e.V.

Oberau 21, 79102 Freiburg
Bundesrepublik Deutschland (Baden-Württemberg)
 

Telefon: +49 761 - 2 18 07-0
Telefax: +49 761 - 2 18 07-68
 

E-Mail: info@agj-freiburg.de
Internet: www.agj-freiburg.de
 

Vertretungsberechtigt: Vorstandsvorsitzender Achim Noefer
Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg im Breisgau Nr. VR 42
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE192436056
 

Redaktionsverantwortlich: Hans Joachim Abstein und Christina Loreng